26. Okt 2020 • Allgemein 

Wie Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund in der bundesdeutschen Elite vertreten sind ­(Pressemitteilung des DeZIM-Institut)

Pressemitteilung des DeZIM-Institut 

Berlin, den 26. Oktober 2020
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­Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund sind seltener in Spitzenpositionen vertreten, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspräche. Forscher*innen des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), der Universität Leipzig und der Hochschule Zittau/Görlitz haben verschiedene gesellschaftliche Bereiche untersucht und dabei große Unterschiede festgestellt. Sie haben außerdem erfragt, welche Maßnahmen die Bevölkerung befürwortet, um für mehr Vielfalt in den Eliten zu sorgen. Das DeZIM-Institut veröffentlicht die zentralen Ergebnisse in einer Research Note.

Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund sind seltener in Spitzenpositionen anzutreffen, als es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspräche. Zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen gibt es aber große Unterschiede. In der Politik kommt der Anteil von Ostdeutschen in Spitzenpositionen ihrem Anteil in der Bevölkerung sehr nahe. In Wirtschaft und Medien, in Religion, Justiz, Wissenschaft und Militär sind Ostdeutsche dagegen besonders selten in der Elite anzutreffen. Menschen mit Migrationshintergrund sind in Wirtschaft, Kultur und Religion vergleichsweise oft in Spitzenpositionen anzutreffen. In Justiz und Verwaltung, in Sicherheit und Militär sind sie dagegen kaum dort vertreten.

„Dass Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund seltener in den Eliten vertreten sind, als es ihrem Anteil an der bundesdeutschen Bevölkerung entspräche, wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung als Problem wahrgenommen“, sagt Prof. Dr. Raj Kollmorgen von der Hochschule Zittau /Görlitz, der an der Studie mitgearbeitet hat. „Eine Mehrheit befürwortet deshalb spezielle Fördermaßnahmen für beide Gruppen – für Ostdeutsche allerdings etwas häufiger als für Menschen mit Migrationshintergrund. Eine gesetzliche Quote, um den Anteil beider Gruppen in den Eliten zu erhöhen, findet dagegen weniger Anklang.“

„Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund sollten durch spezielle Fördermaßnahmen angesprochen werden“, sagt Prof. Dr. Sabrina Zajak, eine der Autor*innen der Research Note "Teilhabe ohne Teilnahme? Wie Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund in der bundesdeutschen Elite vertreten sind". Die Soziologin leitet am DeZIM-Institut die Abteilung Konsens und Konflikt. „Diese Maßnahmen sollten aber Teil breiter angelegter Bemühungen sein, die Eliten grundsätzlich vielfältiger zu gestalten. Nur dann werden solche Maßnahmen von einer Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert“

Ostdeutsche, die wahrnehmen, dass Ostdeutsche seltener in den Eliten vertreten sind, fühlen sich selbst häufiger als Bürger zweiter Klasse. „Damit zeigt sich eine Möglichkeit zur politischen Intervention“, sagt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Lars Vogel, der an der Universität Leipzig lehrt. „Gelingt es, den Anteil Ostdeutscher in Elitepositionen zu erhöhen – oder zumindest entsprechende Anstrengungen glaubhaft zu vermitteln –, könnte das Gefühl vieler Ostdeutscher, Bürger zweiter Klasse zu sein, verringert werden. Denn der geringe Anteil Ostdeutscher an Elitepositionen macht eigene Benachteiligungsgefühle greifbar.“

Die Research Note "Teilhabe ohne Teilnahme? Wie Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund in der bundesdeutschen Elite vertreten sind" wurde von Prof. Dr. Lars Vogel und Prof. Dr. Sabrina Zajak verfasst und ist hier abrufbar.

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Pressekontakt

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Email: presse@dezim-institut.de
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Über das DeZIM-Institut 

Das DeZIM-Institut ist eine Forschungseinrichtung, die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird. Zentrale Aufgaben sind kontinuierliche, methodisch fundierte Forschung und deren Transfer in Politik, Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft. Neben der DeZIM-Forschungsgemeinschaft ist es eine der zwei tragenden Säulen des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).