16. Mai 2023 • Allgemein 

Schule der Vielfalt: Sensibilisierung mit Sachverstand, Herz und Haltung – ohne Penisteddybären (PM RosaLinde Leipzig e.V.)

Regenbogen aus Kreide

"Kinder werden bei dieser Aktion mal wieder als diskursive Verschiebemasse benutzt, um Feindbilder zu konstruieren und aufrecht zu erhalten"

Pressemitteilung der RosaLinde Leipzig e. V. vom 16. Mai 2023

Mit Irritation hat der RosaLinde Leipzig e.V. das Vorhaben der AfD zur Kenntnis genommen, in den nächsten Wochen eine Plakatkampagne im Umfeld sächsischer Schulen durchführen zu wollen, die sich im Kern gegen unser Projekt Schule der Vielfalt richtet.

„Es ermüdet uns, wie die AfD mit ihren immer gleichen gefühlten Wahrheiten versucht, unsere Arbeit zu diskreditieren. Würde es ihr tatsächlich um das Wohl von Kindern gehen und nicht um die Verbreitung der eigenen Ideologie, wüsste sie um die Belastungen, die mit einem Coming-out in Bezug auf die eigene Geschlechtsidentität einhergehen. Sie würde die vielfach durch Studien belegten Einschränkungen kennen, die für alle Kinder und Jugendlichen entstehen, wenn ihnen rigide Geschlechternormen aufgedrückt wer- den, statt sie ernst zu nehmen und in ihrer individuellen Entwicklung zu fördern“, sagt Adam Williams, Koordinator des Projekts Schule der Vielfalt.

„Diese Methoden erinnern uns an sog. Schulhof-CDs, die die NPD in den Nullerjahren an Schulen verteilt hat, um ihre Propaganda zu verbreiten“, ergänzt Projektmitarbeiterin Stefanie Krüger. „Die AfD bleibt dabei ihrem Konzept des kalkulierten Tabubruchs treu und zielt einzig darauf, Eltern zu verunsichern. Die Kriegsrhetorik, welche sie mit mehrfachen Formulierungen wie ‚angreifen‘ benutzt, empfinden wir – besonders vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – als besonders geschmacklos und unangemessen.“

Kinder werden bei dieser Aktion mal wieder als diskursive Verschiebemasse benutzt, um Feindbilder zu konstruieren und aufrecht zu erhalten und so antiquierte Vorstellungen von Normalität zu verteidigen. Für Transgeschlechtlichkeit kann nicht geworben werden. Ebenso wie eine sexuelle Orientierung ist die Geschlechtsidentität nicht willentlich veränderbar – das weiß unser Verein aus seiner jahrzehntelangen Arbeit im Feld und darin sind sich auch alle anerkannten psychologischen und psychiatrischen Fachgesellschaften einig. Die zunehmenden Zahlen transgeschlechtlicher Coming-outs, auch unter jungen Menschen, hängen mit gestiegener gesellschaftlicher Sichtbarkeit und Liberalisierungstendenzen zusammen. Transgeschlechtliche Menschen gab es schon immer, nur haben sie sich früher nicht gezeigt, sondern heimlich gelitten und sich im schlechtesten Falle das Leben genommen.

„Wir wünschen uns hier ein klares Bekenntnis von Kultusminister Piwarz und seinem zuständigen Ministerium zu unserem Projekt. Wir arbeiten nach dem Sächsischen Orientierungsrahmen für Familien- und Sexualerziehung und sind es leid, unsere Arbeit immer wieder gegen Angriffe von Rechtsaußen verteidigen zu müssen“, so der Projektleiter Williams.

Das Ziel von Projekten wie Schule der Vielfalt ist es, Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte anzuregen, Kindern und Jugendlichen eine offene und wertschätzende Umgebung bereitzustellen, in der sie sich zeigen können, wie sie sind und Unterstützung bekommen, wenn sie diese benötigen. Die AfD zeigt hingegen kontinuierlich, dass sie Verschiedenheit nicht aushält, sondern alles unterdrücken will, was nicht dem eigenen Weltbild entspricht. Sie beweist damit einmal mehr, dass der geteilte Erziehungsauftrag, den Eltern und Schule haben, von großer Bedeutung ist. Denn Schule muss ergänzen oder einspringen, wo die elterliche Erziehung nicht dem Wohle des Kindes dient.

„Grotesk ist, dass die AfD gegen angebliche (Früh-)Sexualisierung der Kinder und Jugendlichen mobilisieren will, indem sie Penisse an Kuscheltiere montiert und sexualisierende und objektivierende Darstellungen von Frauen verwendet. Alle, die mit uns arbeiten, wissen, dass wir für unterschiedliche Lebenswelten sensibilisieren, Handlungsstrategien gegen Queerfeindlichkeit erarbeiten und an weiterführende Angebote verweisen. Genitalien sucht man in unserer Arbeit vergeblich“, ergänzt die Koordinatorin der Schulworkshops, Julika Prantner-Weber.

Der RosaLinde Leipzig e.V. ist zuversichtlich, dass – sollte es sich bei dem Vorhaben um mehr als nur eine mediale Nebelkerze handeln – von der AfD angesteuerte Schulen sich zu wehren wissen und Position gegen diese absurde Aktion beziehen werden. Den von der AfD geforderten „öffentlichen Aufschrei“ wird es ähnlich wie bei der 2018 eingeführten und kurz darauf in der Bedeutungslosigkeit versunkenen Meldeplattform für Lehrkräfte nur in eine Richtung geben – nämlich gegen die AfD und ihre menschenverachtende Ideologie.

Ansprechperson:

Adam Williams
Mail: schuledervielfalt@rosalinde-leipzig.de
Mobil: 0157-50421911