27. Jul 2022 • Allgemein 

Keine Diskriminierung zwischen Geflüchteten

Plakate

Hiermit teilen wir die Pressemitteilung der Gruppe von Geflüchteten, die am kommenden Sonntag einen Protest in Leipzig organisieren (Quelle: Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.):

"Wir werden gegen die Ungerechtigkeit in Deutschland demonstrieren. Wir sind vor Krieg, Terroristen, Diktatoren und vielem mehr geflohen. Wir sind nach Deutschland gekommen und wir hätten erwartet, Demokratie zu sehen. Aber wir sehen, dass es große Unterschiede zwischen Geflüchteten gibt. Manche bekommen eine Aufenthaltsgenehmigung und die Erlaubnis, zu arbeiten. Andere müssen Angst haben, in Lagern verrückt zu werden, mit Tagen, Monaten, Jahren, in denen sie nichts tun. Und da es nicht demokratisch ist, Menschen unter solchen Bedingungen zu lassen – auch wenn jetzt bewiesen wurde, dass Deutschland es sich leisten kann, Geflüchtete menschlich zu behandeln – müssen wir auf die Straße gehen. 

Wir werden um 1Uhr am Kleinen Willy-Brandt-Platz (Hauptbahnhof) beginnen und im Rabet-Park im Bereich der Eisenbahnstraße enden.

Wir wollen kurz aufzeigen, dass:

  • viele von uns einfach nicht wissen, welche Rechte sie haben. Die einzige Antwort, die wir im BAMF, im Sozialamt, in der Ausländerbehörde bekommen lautet: „Sie müssen warten.“ 
  • Wenn wir dann endlich die Botschaft erhalten, dass wir am nächsten Tag verlegt werden, fragen wir: „Wohin werde ich verlegt?“, und die Antwort der Angestellten der Johanniter oder der Malteser lautet: „Das weiß ich nicht. Sie werden es Ihnen morgen sagen.“
  • Es gibt Menschen, die uns unterstützen. Leute mit deutschem Pass, die auch an unserer Demonstration teilnehmen. Manchmal kämpfen wir mit ihnen gemeinsam für unsere Rechte. Aber sie sagen auch sehr oft: „Ihr müsst noch warten.“ 
  • Wir verlieren Zeit.

Wir fordern:

  • Die Erlaubnis zu studieren und zu arbeiten.
  • Angemessene Wohnungen. Wir wollen nicht in kleinen Zimmern in irgendwelchen Containern festsitzen, sondern zumindest die Chance haben, eine eigene Wohnung zu mieten.
  • Wir wollen frei wählen können, wo wir leben wollen. Wir wollen nicht gezwungen werden, an irgendeinem beliebigen Ort zu wohnen, sondern dort, wo wir denken, dass wir die besten Chancen haben, ein neues Leben in Deutschland zu beginnen.
  • Wir wollen ein ordentliches Dokument! Eine Aufenthaltsgenehmigung! Einige von uns laufen schon seit Monaten mit Papieren herum, Papiere, die „nichts wert“ sind.
  • Manche von uns haben einfach keine Pässe. Vielleicht funktionieren unsere Botschaften nicht, vielleicht wollen wir nichts mit der Regierung unseres Herkunftslandes zu tun haben. Wir wollen eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, ohne gezwungen zu sein, mit diesen Regierungen zusammenzuarbeiten.
  • Keine Diskriminierung zwischen Geflüchteten! Ob wir aus Afghanistan, Syrien, der Ukraine, Libyen, Kamerun, Albanien, Marokko, Irak, Nigeria, Kosovo, Venezuela oder einem anderen Land kommen – wir wollen die gleichen Rechte für uns alle!

Diese Demonstration richtet sich gegen das in Deutschland seit langem geltende Recht im Asylverfahren. Doch ohne den Krieg in der Ukraine hätte es diese Demonstration nicht gegeben. Die Reaktion der deutschen Regierung auf die Fliehenden aus der Ukraine hat Maßstäbe gesetzt. Deutschland hat bewiesen, dass es –  gesamte Europäische Union – in der Lage ist, unsere Forderungen ohne größere Probleme zu erfüllen. Dass wir der deutsche Regierung Rassismus vorwerfen müssen, ist schon wegen einer Tatsache notwendig. Es gibt Menschen, die vor dem gleichen Krieg, vor dem gleichen Diktator namens Putin fliehen. Und sofort behandelt Deutschland diejenigen mit Respektlosigkeit, die eine andere Staatsbürgerschaft als die ukrainische haben. Meistens People of Color. Das ist also Rassismus, und dabei haben wir noch gar nicht darüber gesprochen, was die Menschen ertragen mussten, die Jahre vor dem jüngsten Krieg Europas nach Deutschland fliehen mussten. 

Also schließt euch unserer Demonstration an! Fordert Eure Rechte ein! Unterstützen Sie uns!"

Kontakt zur Orgagruppe über: pr@sfrev.de

Bildnachweis: Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.